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Narrative Malerei & Dialektische Ikonen
„Samuel Wiesemann bezeichnet seine künstlerische Tätigkeit als dialektische Malerei. Gemeint ist eine bildliche Gesprächsführung, die in der These und Antithese wie süße und bittere Geschmackseinheiten formal und inhaltlich ineinander gesetzt werden. Im Ergebnis setzt das vermeintlich Schöne zur Verführung an und zeigt sogleich Zähne seiner unheimlichen Fratze.“ (Dr. phil. Larissa Kikol)
Nicht erst seit „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgskij, gibt es den Ansatz in der Kunst verschiedene Ausdrucksformen miteinander in Verbindung zu bringen. Hat Modest versucht die Bilder seines Freundes Viktor Hartmann mit den Mitteln der Musik zu beschreiben, so geht Samuel Wiesemann einen vergleichbaren Weg, nur in anderer Richtung. Er beschreibt in seinen Bildern Balladen, stellt der musikalischen Konversation eine bildliche Interpretation an die Seite. Samuel bedient sich dabei verschiedener Mittel, Gouache, Ölkreide, Marker, die er auf Papier bringt. Auch wenn das Repertoire seiner Mittel und Oberflächen um ein vieles Umfangreicher ist, beschränkt er sich bei seiner „Balladen“ Serie auf die genannten Mittel, die dadurch stilbildend sind für dieses Konvolut. Diese Wandelbarkeit in Mittel und Ergebnis, ist dass was Samuel ausmacht. Er experimentiert mit verschiedensten Techniken und Hilfsmitteln, ebenso mit unterschiedlichen Mitteln der Bildenden Kunst. Seine Kreativität lässt sich nicht auf ein Medium beschränken und er hat in seiner langen Laufbahn als bildender Künstler im Kollektiv gearbeitet und zu verschiedenen Gelegenheiten in verschiedenen europäischen Ländern an Projekten, live Aufführungen, Gruppenausstellung teilgenommen, wie auch als Solokünstler erfolgreiche Ausstellungen bestritten.
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Textversion von Žarko Jovanović übersetzt ins Deutsche
Auf meinem sehr sehr langen Weg Traf ich viele schöne Roma Auf diesem sehr sehr langen Weg Begegneten mir viele glückliche Roma
Ich hatte einmal eine große Familie Die Schwarze Legion ermordete sie Kommt mit mir Roma aus der ganzen Welt Für die Roma die Straßen geöffnet haben Jetzt ist die Zeit, steht auf Roma, jetzt Wir steigen hoch, wenn wir handeln
Refrain:
Ahai, Roma, ahai Kinder, Ahai, Roma, ahai Kinder!
Vu nemt men a bissale Mazel
Lyrics-Jewish Folk Music Benzion Witler(1907–1961)
Vu nemt men a bisele mazl,
Vu nemt men a bisele glik,
Er reydl zol zikh iberdreyen
Un breyngen dos mazl tsurik.
Di velt iz bashafn far yedn,
Bashafn far yedn va glaykh.
Oy, vu nemt men a bisele,
Khotsh nor a bisele mazl, a bisele glik?
Oy, vu nemt men a bisele Khotsh nor a bisele
mazl, a bisele glik?
Vi mentshn zol zikh eyn zel mazl
Zer loikhn zer yuddn zer gik
E nasah vol zeys oyf dos mazl
Ken mumer nit habn zurik
Oy, vu nemt men a bisele,
Khotsh nor a bisele mazl, a bisele glik?
Oy, vu nemt men a bisele Khotsh nor a bisele mazl, a bisele glik?
Oy, vu nemt men a bisele,
Khotsh nor a bisele mazl, a bisele glik?
Oy, vu nemt men a bisele
Khotsh nor a bisele mazl, a bisele glik?
Oy, vu nemt men a bisele mazl, a bisele glik?
Oy, vu nemt men a bisele mazl, a bisele glik?
Oy, vu nemt men a bisele mazl, a bisele glik?
Oy, vu nemt men a bisele,
Khotsh nor a bisele mazl, a bisele glik?
Oy, vu nemt men a bisele
Khotsh nor a bisele mazl, a bisele glik?
Zauberland
Die Wolken ziehen
Von West nach Ost
Ich lieg’ im Bett
Und denk’ ein Bild
Und wie es früher war
Zauberland ist abgebrannt
Und brennt noch irgendwo
Zauberland ist abgebrannt
Und brennt noch lichterloh
Der Himmel glüht
Wie heißes Eisen
Ein kleiner Vogel
Singt ganz leise
Unser Lied, sieh da
Zauberland ist abgebrannt
Und brennt noch irgendwo
Zauberland ist abgebrannt
Und brennt noch lichterloh
Das Traumtier geht
Auf weite Reise
Und grauer Regen
Löscht die Feuer
Ach, küss mich noch einmal
Zauberland ist abgebrannt
Und brennt noch irgendwo
Zauberland ist abgebrannt
Und brennt noch lichterloh
Zauberland ist abgebrannt
Und brennt noch irgendwo
Zauberland ist abgebrannt
Und brennt noch lichterloh
Refrain
Und weiter geht die Wolfsjagd, diese Teufelsfalle!
Ob alte, junge, los, macht diese Bestien tot!
Die Treiber schreien, Hunde geifern Gift und Galle.
Das Blut im Schnee ist wie die Lappen rot, so rot.
Kein Versagen durch zitternde Hände,
Man treibt mit uns ein teuflisches Spiel.
An dem Strick ist die Freiheit zu Ende,
Uns zu treffen dort, braucht es nicht viel.
Die Natur hat uns Wölfe belogen.
Rote Lappen am Strick, das heißt Schluß.
Angst, die wir mit der Muttermilch sogen:
Roter Lappen ist schlimmer als Schuß.
Kräftig, schnell unsere Kiefer und Beine.
Warum sind wir, mein Leitwolf, so dumm?
Statt zu sterben, spring über die Leine!
Warum dieses verbot, sag, warum?
„Das ist so schon seit ewigen Zeiten!“
Spür, wie meine Zeit ein Ende nimmt,
Einer zielt auf mich, lächelt von weitem,
Das ist er, für ihn bin ich bestimmt.
Also weg mit absurden Gesetzen!
Zu dem Lappenstrick im schnellen Lauf!
Meine Lebensgier siegt über Fetzen,
Hinter mir schreien alle laut auf.
Los, die Kräfte zusammen und fliehen!
Gestern ist nicht mehr heut, tut mir leid,
Spüre, wie sie den Kreis um mich ziehen,
Hab mich aus der Umzinglung befreit.
Unter deinen weißen Sternen Text nach Esther Ofarim
Unter deinen weißen Sternen Gib mir Deine weise Hand Meine Worte, sie sind Tränen – nimm sie auf in Deine Hand. Wenn es Nacht wird, lass sie funkeln, Sterne tief in meinen Blick. Ruhe find ich dann im Dunkeln, schenk die Tränen Dir zurück.
Du allein hörst, was ich frage, Du allein kennst meinen Schmerz. Sieh das Feuer, das ich trage Und es brennt in mir das Herz. In den Kellern, den Verließen Geht die Freiheit in den Tod Über Häuser, über Dächer Rufe ich: „Wo bist Du, Gott?“
Ruhelos such ich nach Dir, Hinter mir jagt her der Tod. Für dies Lied nur gönn` ich Rast mir und ich sing` zu Dir, oh Gott Unter deinen weißen Sternen Gib mir Deine weise Hand. Meine Worte sind nur Tränen, Nimm sie auf in Deine Hand.
Auf den ersten Blick schrill und provokant, auf den zweiten Blick verstörend ungemütlich – die Gesellschaftstypen, welche von Samuel Wiesemann ins Bild gerückt werden, treten ikonenhaft in Erscheinung. In Anlehnung an den Proletkult sucht der Künstler aktuelle Gesellschaftstypen auf, um sie wie Schablonen kollektiver Schicksale zu verbreiten.
Dabei ist der Aufbau stets der gleiche: Ein Quadrat umfasst einen Kreis in seiner Mitte. Der Kreis wird somit statisch verankert und öffnet einen weiteren Bild- und Deutungsraum in seinem Inneren.
Hierin wird das Objekt der Begierde zentriert und als soziologische Ikone, wie durch einen Heiligenschein, umrahmt. Diese Ikonen werden durch das Berliner Arbeitermilieu, durch allein erziehende Mütter, Hartz4 Empfänger oder trunkene Kunstschaffende geprägt.
Populäre Slogans, kulturgeschichtliche Referenzen und eine Reihe an Alltags-Requisiten bilden ein Netz an narrativen Spuren und Widersprüchen. Zusammen eröffnen sie ein Spannungsfeld zwischen einer zeitgenössischen Märchenlandschaft und einer Gedenkstätte für bereits gescheiterte oder ums Überleben kämpfende Helden von nebenan.
Samuel Wiesemann bezeichnet seine künstlerische Tätigkeit als dialektische Malerei. Gemeint ist eine bildliche Gesprächsführung, in der These und Antithese wie süße und bittere Geschmackseinheiten formal und inhaltlich ineinander gesetzt werden. Im Ergebnis setzt das vermeintlich Schöne zur Verführung an und zeigt sogleich Zähne seiner unheimlichen Fratze.
Neben der dramaturgischen Gesellschaftserziehung von Bertold Brecht, zählen auch Künstler wie Otto Dix, Max Beckmann und Alexander Michailowitsch Rodtschenko zu seinen wichtigen Einflüssen.
In Wiesemanns Malerei werden Anspielungen und Zweideutigkeiten dialektisch konturiert; sie zeigen, was gezeigt werden soll: Märchen, Träume, Narrenspiele und Verliebtheiten eines bitteren Realismus.
Dr. phil. Larissa Kikol
Einzelausstellungen
2019 „Balladen“ Arbeiten auf Papier, PharoDercks Galerie Berlin
2017 „Wurst Club Ikonen“ Malerei und Mischtechnik auf Leinwand, Zengreus Projekt Koch / Kunst Galerie Berlin
2013 „Befreie den Pflasterstein“ Mischtechnik, Linolschnitt und Sprühtechnik auf Papier, Milchhof Pavillon Berlin
2012 „Call Alice“ Malerei, Harz- und Ölfarbe auf Leinwand, Galerie GAD Berlin
2011 “Die Transzendenz der Revolution” Malerei, Harz- und Ölfarbe auf Leinwand, Galerie GAD Berlin
Gruppenausstellung International
2016 „Worst Club I“ Malerei, Harz- und Ölfarbe auf Leinwand, kuratier von Fredie Beckmans Künstlerclub Arti Amsterdam
2009 Gruppenausstellung Edviks Kunsthalle Stockholm,
2009 Worstclub Performances mit Fredie Beckmanns in Antwerpen und Utrecht
2006 „Brothers in Arms“ Mischtechnik, Linolschnitt und Sprühtechnik auf Papier, Museum MAN Liverpool, Beteiligung Liverpool Bienale
2005 „Berlin Double Soiree at the Pool”, Mischtechnik, Linolschnitt und Sprühtechnik auf Papier, Edmund Piper Museum MAN Liverpool
Messe Beteiligung
2004 – 2009 1. bis 6. Berliner Kunstsalon
2008 – 2009 1. und 2. Super Market Stockholm
2007 – 2008 1. und 2. Tease Art Fair Köln